Dieses ständige Gefühl, alles im Griff haben zu müssen – für alle da zu sein, jede Aufgabe perfekt zu erledigen und am besten immer einen Schritt voraus zu sein! Für viele Frauen ist das nicht nur eine vorübergehende Phase, sondern ein fester Bestandteil des Alltags, indem sie kaum zurück zu ihren eigenen Bedürfnissen finden. Das ist anstrengend und lässt uns jeden Abend erschöpft ins Bett fallen. Das übermäßige Verantwortungsgefühl wird zur Dauerlast, die wir oft kaum noch bewusst wahrnehmen, weil sie zum Normalzustand geworden ist. Doch diese selbstauferlegte Bürde hat ihren Preis: Überforderung, Leistungsdruck und das Gefühl, sich selbst dabei immer mehr zu verlieren. „Wo bleibe ich in diesem Hamsterrad? Wann bin ich endlich mal dran?“, diese Fragen höre ich oft in meiner Arbeit mit Frauen im Beziehungsburnout.
In diesem Blogartikel tauchen wir tief in die Ursachen und Auswirkungen dieses Phänomens ein und sprechen darüber, wie du Wege finden kannst, den Druck loszulassen und den Alltag wieder mit Leichtigkeit und Freude zu erleben. Denn aus eigener Erfahrung weiß ich: Nur wenn wir gut für uns selbst sorgen, können wir auch für andere da sein.
Der Funktionsmodus und seine Folgen: Der Teufelskreis der ständigen Überlastung
Viele Frauen erleben es – den ständigen Druck, ständig „zu funktionieren“ und alles im Griff zu haben. Ich selbst war lange Zeit im Funktionsmodus gefangen, unfähig, meine Grenzen zu erkennen und für mich selbst zu sorgen. Für uns ist Leistung oft der Maßstab, nach dem wir uns selbst bewerten. Dieser Druck, den wir an uns selbst stellen, wird durch die gesellschaftliche Botschaft verstärkt, die oft suggeriert: „Nur wenn du viel leistest, bist du wertvoll.“
Überzeugungen, die uns antreiben und gleichzeitig gefangen halten
Es sind Überzeugungen wie „Nur wenn ich leiste, bin ich wertvoll“ oder „Ich muss das alles allein schaffen“, die uns in eine endlose Spirale der Verantwortung treiben. Wir glauben, dass wir alles kontrollieren müssen, dass es an uns liegt, Familie, Beruf, Haushalt und Beziehungen zu managen. Diese Überzeugungen verleiten uns oft dazu, immer mehr Aufgaben zu übernehmen – bis wir uns schleichend überfordert fühlen. Erkennst du dich darin wieder? Bist du, wie ich, in diese „Falle“ getappt zu glauben, dass alles und jeder Vorrang hat? Vielleicht aus der Hoffnung heraus, dass du dann endlich Ruhe hast? Doch möglicherweise hast du bereits bemerkt, dass du so kaum zu deinen Bedürfnissen zurück finden kannst.
Druck, Überforderung und die ersten Warnsignale
Was passiert, wenn wir diesem Druck langfristig ausgesetzt sind? In meinem Fall begann es mit Rückenschmerzen, Müdigkeit und einer ständigen Anspannung. Unser Körper gibt uns Warnsignale, und wenn wir diese ignorieren, kann dies zu noch schwerwiegenderen gesundheitlichen Folgen führen, wie chronischen Schmerzen oder einem Nervenzusammenbruch. Dieser Zustand des Funktionierens wirkt sich nicht nur auf die körperliche Gesundheit aus, sondern drückt oft auch auf die Psyche – das Gefühl von Erschöpfung, Hilflosigkeit und innerer Leere verstärkt sich.
Wege aus dem Funktionsmodus: Zurück zu deinen Bedürfnissen
Zum Glück gibt es Möglichkeiten, sich aus diesem Teufelskreis zu befreien. Der erste Schritt, um zurück zu deinen Bedürfnissen zu finden, ist die Erkenntnis und das Bewusstsein, dass du auf Dauer so nicht weitermachen kannst.
1. Erkennen und Verstehen: Deine Überzeugungen hinterfragen
Die Veränderung beginnt mit dem bewussten Erkennen unserer inneren Antreiber. Diese Überzeugungen, die uns antreiben, sind häufig tief in uns verankert. Doch wenn wir uns bewusst machen, dass „Leistung“ und „Wert“ zwei verschiedene Dinge sind, öffnen wir eine Tür zur Selbstakzeptanz. Ein hilfreicher Ansatz ist, sich zu fragen: „Warum glaube ich, dass ich nur durch Leistung wertvoll bin?“ oder „Wer hat mir dieses Bild vermittelt?“
2. Grenzen setzen: Die Kunst, „Nein“ zu sagen
Eines der mächtigsten Werkzeuge ist das Setzen klarer Grenzen. Denn wenn wir immer „Ja“ sagen, sagen wir oft gleichzeitig „Nein“ zu uns selbst und unseren eigenen Bedürfnissen. Diese Schritte erfordern Mut und Übung. Beginne klein – ein freundliches, aber bestimmtes „Nein“ in einer stressigen Situation ist ein erster Schritt, dich selbst zu priorisieren.
3. Selbstfürsorge: Dein Nervensystem beruhigen
Unser Nervensystem ist ein zentraler Faktor, wenn es darum geht, aus dem Funktionsmodus auszusteigen. Wenn wir unter Stress stehen, wird unser Sympathikus – der Teil des Nervensystems, der uns in Aktion bringt – dauerhaft aktiviert. Für den Ausgleich sorgt der Parasympathikus, der uns hilft, zu entspannen. Ein kleiner, aber effektiver Tipp zur Regulierung des Nervensystems ist die sogenannte Vagusnerv-Übung:
Die Vagusnerv-Übung: Lege dich auf den Rücken, verschränke deine Hände hinter deinem Kopf und öffne die Ellenbogen. Schließe deine Augen und bewege nur deine Augen (nicht den Kopf) zuerst so weit wie möglich nach rechts. Bleibe in dieser Position, bis dein Körper dir ein Signal der Entspannung gibt – das kann ein Seufzen, ein Gähnen oder ein Schlucken sein. Wiederhole die Übung dann mit einer Augenbewegung zur linken Seite.
Diese einfache Übung bringt dich schnell in einen Entspannungszustand und hilft, das Nervensystem zu beruhigen.
4. Emotionen erkennen: Eine Reise zu deinen wahren Gefühlen
In einer ruhigen Minute kannst du dich aufrecht hinsetzen, die Augen schließen und deine Gefühle beobachten. Auf einer Skala von 1 bis 100: Wie viel Wut, Angst, Freude oder Traurigkeit spürst du gerade? Durch diese regelmäßige Selbstreflexion kannst du lernen, deine Emotionen bewusst wahrzunehmen und sie auch für dich selbst einzuordnen. Welche Gefühle dominieren und warum? Dieser Blick nach innen schafft eine wertvolle Grundlage, um eigene Bedürfnisse überhaupt wahrnehmen zu können. In meinem Blogartikel „Ich versteh’ mich selbst nicht! – In drei Schritten vom Gefühlschaos befreien“ erhältst du eine weiterführende Anleitung, um dich von erdrückenden Gefühlen befreien und zurück zu deinen Bedürfnissen finden zu können.
Den Weg der Selbstfürsorge im Alltag fest verankern
Wie können wir all das, was wir uns vorgenommen haben, im Alltag umsetzen? Gerade wenn der Funktionsmodus so tief in uns verankert ist, ist es wichtig, Schritt für Schritt neue, gesündere Routinen zu entwickeln.
Praktische Tipps für den Alltag – Einfache Wege zurück zu deinen Bedürfnissen
- Plane Pausen ein: Gönn dir bewusst kleine Auszeiten im Alltag, die nur für dich sind. Schon eine Tasse Tee in Ruhe kann Wunder wirken.
- Veränderung durch kleine Schritte: Statt sofort alles zu ändern, fange mit kleinen Veränderungen an. Ein freier Nachmittag pro Woche oder ein regelmäßiger Spaziergang.
- Positives Umfeld schaffen: Tausche dich mit Menschen aus, die dich in deinem Vorhaben unterstützen und verstehen, was es bedeutet, Grenzen zu setzen.
Das Aussteigen aus dem Funktionsmodus und die Rückkehr zu dir selbst ist ein Prozess, der Geduld und Selbstliebe verlangt. Mit den richtigen Schritten, kleinen Übungen und einem bewussten Umgang mit deinem Nervensystem kannst du Stück für Stück in ein Leben voller innerer Balance und Freude zurückfinden.
Fazit
Die ständige Last des „Funktionierens“ und die endlose To-do-Liste – für viele Frauen ist das ein allzu bekanntes Bild. Doch umso wichtiger ist es, innezuhalten und sich selbst zu fragen: Wo bleibe ich dabei? Der Schritt, sich von überzogenen Erwartungen zu lösen, ist nicht immer einfach, aber er ist notwendig, um echte Entlastung zu spüren und wieder zu sich selbst zu finden. Innehalten, die eigenen Grenzen anerkennen und sich erlauben, auch mal „Nein“ zu sagen – all das sind keine Zeichen von Schwäche, sondern von Stärke und Selbstfürsorge. Jeder kleine Schritt in diese Richtung ist ein Schritt zurück zu dir selbst und in einen Alltag, in dem es nicht mehr um Perfektion geht, sondern um Balance und Zufriedenheit.