Zen Meditation im Kloster, eine Frau steht vor dem Eingang des Kloster Buchenberg.

Ein Wunsch auf der Löffelliste – von meinem Liebsten und mir – war, mindestens eine Woche ein Stille-Retreat in einem Kloster zu erleben. Bei unserer Suche sind wir auf das Daishin-Rinzei Sesshin – also mehrere Tage Zen Meditation – im Zen Kloster Buchenberg gestoßen.

Am 17. Juni war es für uns soweit. Und was hätte es für einen passenderen Start geben können:

Mit Laptop auf dem Schoß und Handy neben mir, sitze ich im Auto. Schnell noch…

  • Texte von meinem Liebsten lesen und korrigieren.
  • meinen neuen Blogartikel fertig schreiben und veröffentlichen.
    > Noch eine Stunde Fahrzeit!
  • Newsletter schreiben und planen.
    > In 3o Minuten sind wir da!!
  • Beitrag auf Instagram posten: „ich bin dann mal weg“.
    > Aussteigen – in 15 Minuten beginnt das Seminar!!!

Mit beiden Füßen fest auf dem Kiesboden des Parkplatzes vom Daishin Zen Kloster Buchenberg, lade ich die letzten Bilder in meine Story und WhatsApp Status hoch.
Als ich mein Smartphone in meine Handtasche verstaue, stelle ich fest, dass mein linker Oberarm und die linke Seite meines Nackens „verbrannt“ sind. Denn die Sonne schien während der gesamten Fahrt (im Cabrio) erbarmungslos von der linken Seite. Und ich habe es – vertieft in meine Arbeit – nicht bemerkt. Genauso wenig habe ich an die Sonnencreme gedacht, die bereit lag. Ein perfektes Beispiel dafür, was passiert, wenn wir uns im Alltagsstress verstricken und die Selbstfürsorge hinten runter fällt.

Ich war durchgeschwitzt und brauchte dringend eine kalte Dusche sowie einen Power Nap. Genau das habe ich mir die nächsten Tage mehrmals gegönnt. Viel wichtiger war es für mich, hier…

  • zur Ruhe zu kommen.
  • über mein Denken und Handeln zu reflektieren.
  • eine neue Perspektive auf das Wesentliche im Leben zu gewinnen.
  • zu mehr Achtsamkeit und Bewusstsein zu gelangen.
  • Klarheit in persönlichen und beruflichen Themen zu erlangen.
  • alte „Wunden“ zu heilen.

Was macht man bei Zen Meditation im Kloster?

In meinen 7 Erkenntnissen aus dem Sesshin gehe ich näher darauf ein, was man bei Zen Meditation im Kloster macht.
Vor der Anreise habe ich weder darüber gegoogelt noch Bücher gewälzt, was Zen ist und wie die Praxis der Zen-Meditation aussieht. Denn ich wollte wie ein weißes Blatt Papier in diese Erfahrung eintauchen. Also ohne voreingenommene bunte Bilder im Kopf – frei von Erwartung und Bewertung. Wenn ich neugierig und offen neuen Erlebnissen begegne, bin ich frei. Insbesondere frei von innerem Widerstand und Enttäuschungen, da es nichts als eine Erfahrung ist. Genau diese innere Haltung ist Teil der Zen Philosophie. Diese führt zu innerer Freiheit, welche äußere Freiheit mit sich bringt.

„Was bedeutet für dich Freiheit?“, wollte jemand in einer Fragerunde von Zen-Meister Hinnerk Polenski wissen. Mit leuchtenden Augen und einem dankbaren Lächeln auf den Lippen antwortete er:

Freiheit ist der Weg.
Freiheit ist reines Bewusstsein.

Und der Weg zur Freiheit ist Zen Meditation, egal ob im Kloster, zu Hause oder in einer Sangha (Gemeinschaft von Praktizierenden) um die Ecke. Wobei Zazen (Za = Sitzen, Zen = Meditation) im Mittelpunkt steht. Dabei geht es um das Erleben von Stille im Körper, was zur Stille der Gedanken und letztendlich zu Samadhi (Versenkung) führt. Und zwar zu der Versenkung in deinem reinen BewusstSEINWelches uns, in den Worten von Meister Hinnerk Polenski, in „Daishin – einem geerdeten großen Herz“ ankommen lässt.

Zen Meditation im Kloster findet meist im Zendo statt.
Das Zendo ist der Raum im Kloster, in dem Zazen (Sitz-Meditation) geübt wird.

 

Sieben Schlüssel zur Freiheit durch 7 Tage Zen Mediation

Die Stille – das Spüren von mir selbst, das liebevolle Loslassen und das hingebungsvolle Fallenlassen führte mich zu einem tieferen BewusstSEIN. Nämlich wache Klarheit über die Schlüssel zu einem Leben in innerer Freiheit und Fülle. Diese Schlüssel sind kein magisches Geheimnis, dass nur Zen-Meister*innen kennen. Sondern wir tragen sie alle als innere Wahrheit und Weisheit in uns. Nur hängen sie oft eingeschlossen in einem Schrank, der konstruiert ist aus gesellschaftlichen Normen, Traditionen, generationenübergreifende Traumata, Familiensystemen, Überzeugungen etc.. Hier habe ich sieben Schlüssel zur (inneren und äußeren) Freiheit aus meinen sieben wichtigsten persönlichen Erfahrungen aus der Zen Meditation im Kloster zusammengefasst. Dabei gebe ich Einblick in den Ablauf des Daishin-Rinzai Sesshin, so wie ich es erlebt habe..

Schlüssel zur Wirklichkeit: Meditation

Der Wind trägt das Läuten der Kuhglocken von den grünen saftigen Almwiesen an mein Ohr. Tauben gurren, ein Zilpzalp zwitschert monoton. Ein Vogel klingt wie eine Grille mit tiefer Stimme, einer erzählt mehr eine Geschichte, als dass er singt. Einer pfeift uns ein gut gelauntes Lied. Der Wind weht leicht und bewegt die Baumwipfel zu einem sanftem Meeresrauschen. Ein Bächlein säuselt irgendwo im Hintergrund.

Ich sitze im Zazen und atme tief in den Bauch, ins Hara. Durch die verlängerte Ausatmung werde ich immer ruhiger sowie schwer und leicht zugleich. Stille kehrt ein. Diese Stille öffnet den Blick für die Wirklichkeit. Klarheit entsteht. So habe ich aus der ton-voluminösen Geräuschkulisse rund um das Kloster einzelne Aspekte bewusst wahrnehmen können. Damit konnte ich mir einen Ton heraus picken, dem ich als Meditation-Objekt folgen wollte. Durch diese Übung konnte ich sorgenvolle Gedanken loslassen, die mich während des Sitzens in vergangenen Erlebnissen und negativen Gefühlen fest gehalten haben. Statt dessen fühlte ich mich geerdet, verwurzelt und präsent im Hier und Jetzt – dem Ort der Wirklichkeit.

Im Alltag umgeben uns unendlich viele Reize: Musik, Straßenlärm, Gerüche, Worte, Situationen… Jedoch sind wir verheddert in der Menge an Reizen und unseren Verhaltensmustern, so dass wir zu schnell reagieren. Dabei übersehen wir die wirklich wesentlichen Dinge, weil wir den klaren Blick dafür verloren haben.

Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum.
In diesem Raum liegt unsere Macht zur Wahl unserer Reaktion.
In unserer Reaktion liegen unsere Entwicklung und unsere Freiheit.

Viktor Frankl (1905-1997, Jüdischer Neurologe und Psychiater aus Wien, Überlebender KZ Ausschwitz)

Zen Meditation führt uns zu Samadhi. Durch die Versenkung in und Introspektion von uns selbst, schaffen wir Raum für Klarheit. Wir erkennen, wer wir wirklich sind, wie wir denken, fühlen, handeln und leben wollen. Außerdem erkennen wir, dass die begrenzte Welt, wie sie in Zeitungen, Nachrichten oder beim Kaffeeklatsch dargestellt wird, nicht der Wirklichkeit entspricht. Die Welt ist voller Potenzial für Entwicklung und unsere Freiheit.

Enzo ist das Symbol des Zen und steht für die Wirklichkeit, die unvollkommene Vollkommenheit, das Absolute.
Enzo ist das wohl bekannteste Symbol des Zen und steht für das Absolute – Vollkommenheit und Wirklichkeit

 

Schlüssel zu innerer Ruhe: dein Körper

Um Rastlosigkeit, Unruhe, Nervosität, innere Spannung usw. zu lösen, zeigt uns Zen-Meditation einen einfachen Weg mit 3 zentralen Aspekten. Im Mittelpunkt steht unser Körper:

1. Die Form

Der gesamte Ablauf rund um die Meditation erfolgt in einer bestimmten Form. Wie wir den Raum betreten, auf die Matte gehen, uns hinsetzen und die Zazen-Haltung einnehmen. Das Einläuten und Ausläuten der Runde erfolgt ebenso in immer der gleichen Form. All das gibt uns den Raum, mit unserem gesamten Körper in einen Bewegungs- und Ruhe-Flow zu kommen. Wir müssen nicht nachdenken, was wir wie tun müssen. Das gibt Stille im Außen.

2. Die Übung

Durch den Fokus auf die Übung, gelangen wir zu innerer Stille. Beispielsweise durch ein Mantra, Mudra (z.B. als Handgeste), eine individuelle Zen-Übung. ein Meditationsobjekt, eine Atemvertiefung… In der Körperbetrachtung z.B., beobachten wir von Kopf bis Fuß, wie sich jedes Körperteil anfühlt. Das heißt, wir nehmen bewertungsfrei wahr welche Bereiche sich gut, neutral oder schmerzhaft an fühlen. Die Übung unterstützt uns dabei, aufkommende Schmerzen, Gedanken und Gefühle zuerst anzunehmen und zu durchfühlen. Um anschließend nicht länger daran zu haften, sondern den Fokus wieder auf die Übung zu legen.

3. Versenkung

Über die Form und die Übung gelangen wir in Samadhi – die Versenkung. In völliger Einheit mit uns – im reinen Bewusst-SEIN. Ich selbst habe dieses Empfinden von Erdung und Leichtigkeit mehrmals spüren dürfen.

Einmal habe ich meinen gesamten Körper nicht mehr gespürt, als sei er weg. Also waren da auch keine Rücken- und Knieschmerzen mehr. Dabei war ich absolut wach und präsent. Eine wundervolle Erfahrung. Nach einer gewissen Zeit verging dieser Zustand und die Schmerzen waren wieder da 😉 Danach gelang es mir immer öfter in ein ähnliches Erlebnis von Samadhi zu gelangen.

Buddha Figuren zeigen uns die ideale Haltung für Zazen, die Zen Meditation.
Diese Buddha-Figur zeigt uns die Form der Zazen Haltung und eine Übung: die Hände werden in einem Mudra gehalten.

 

Schlüssel zu innerem Gleichgewicht: Harmonie im Außen

Ich beobachte zarte, metallic-blau schimmernde Libellen, wie sie auf die puschelige Spitze dünner Gräser schweben und sich mit ihnen federleicht im Wind wiegen. Tiere und Pflanzen zeigen uns, wie inneres Gleichgewicht entsteht. Sie bewegen sich im Fluss des Lebens, in dem sie sich allen Gegebenheiten geschmeidig anpassen.

Im Kinhin – der Geh-Meditation an der frischen Luft – laufen alle im Gleichschritt hinter einander. Das erinnert im ersten Moment ans Militär. Doch hat es weder mit Gehorsam, noch mit Unterordnung zu tun. Sondern es hat eine viel tiefere Bedeutung, denn es geht um den Gleichklang in der Gruppe. Die Harmonie in Bewegung und Richtung schafft Verbundenheit.

Einmal machten wir im Kinhin halt an einem Teich. Wir lauschten den Fröschen und Grillen. Ich habe Verbundenheit, Ruhe, Frieden, Weisheit und Wachheit gespürt.

Die Klarheit in der Form der Zen Meditation und Tagesstruktur im Kloster vermittelt Sicherheit, Ruhe und Harmonie im Außen. Niemand muss darüber nachdenken, wann, was, wie gemacht wird und wer wo hin muss. Genau das schafft Harmonie im Inneren. All das lässt sich auf den Arbeitsalltag übertragen. Und das Gehirn liebt klare Abläufe und Strukturen – also Gewohnheitsschleifen, denn es spart Energie. Was nicht bedeuten soll, sein Leben lang immer das gleiche zu tun. Regelmäßige Reflexion über das eigene Handeln ist wichtig. Somit entdecken wir neue Ideen, die uns zu Harmonie und innerem Gleichgewicht führen.

Zen Meditation im Kloster ist besonders schön in der Natur
Am Teich des Zen Kloster Geländes. Im Hintergrund ist das Teehaus, in dem Zen Meister Hinnerk lebt, wenn er vor Ort ist.

 

Schlüssel zu Gelassenheit: Flow statt es schaffen müssen

„Es geht nicht darum, alles zu schaffen.“ sagte uns Johannes, bevor er uns zum Samu – der Arbeit in der Stille – aufs Klostergelände entließ. Mit dem Mantra:

„Ich bin das, was ich tue und werde zu dem, was ich berühre.“

Es geht nämlich darum, im Hier und jetzt zu sein – fokussiert auf EINE Sache. EINS zu sein, mit meiner Arbeit. Im Fluss mit meinem Körper, durch das bewusste Wahrnehmen meiner Bewegung. Ich fülle mein Tun mit meiner Energie und meine Aktivität erfüllt mich. Das bedeutet, ich arbeite nicht der Sache oder dem Ziel wegen, sondern damit ich mich selbst spüre, mich im Flow verliere bzw. in meinem Tun aufgehe. Also arbeite ich nicht, um etwas zu erreichen, sondern um Freude und Einheit zu erfahren, mit dem was ich tue. Selbst wenn es eine Arbeit ist, die mir keinen Spaß macht, so kann ich Einheit mit mir und meinem Prozess erleben. Solange ich mich den notwendigen Aufgaben hingebe. Statt sie zu bewerten und damit Widerstand in mir zu erzeugen. So entsteht Gelassenheit – statt Ungeduld, Nervosität oder Druck – in mir.

Zum Samu haben zwei Mitstreiter und ich Heu auf einer Wiese zusammen gerecht. Ich habe die innere Antreiberin in mir gehört: „Komm wir zeigen ihnen, wie wir uns Zeug legen können und wieviel Arbeit wir ihnen damit abnehmen. Lass uns das fertig bekommen!“ Doch wir haben es nicht „geschafft“. Und ich war fein damit.

Es geht nicht ums schaffen! – ist der für mich wichtigste Satz, den ich mir aus dem Kloster mitgenommen habe.

Teil der Zen Praxis im Kloster ist, neben der Meditation, die Arbeit in der Stille - Samu.
Einer der letzten Heuhaufen, die ich im Samu auf dem Zen Kloster Gelände beseitigt habe.

 

Schlüssel zu Kreativität und Ideen: Leere im Kopf

„Wie können wir unsere Intuition stärken, wo sie doch von negativen Glaubenssätzen vernebelt wird?“, war eine weitere Frage an Zen-Meister Hinnerk Polenski.

„Kreativität stärkt die Intuition!
Und Kreativität entsteht in einem leeren Kopf, in einer Gedankenpause.“

Durch Zen Meditation im Kloster (und auch zu Hause 😉 gelangst du zu klarem Bewusstsein. Frei von Gedanken, Wollen und Emotionen. In der Leere entsteht Kreativität. Ideen fürs Zeichnen, Komponieren, Klavier spielen, Buch schreiben, am Modell basteln. Dafür gibt es die Zenwege (Dö), wie z.B. Teezeremonie, Pinselmalerei, Bogenschießen und Schreibkunst. Kreativität stärkt deine persönlichen Talente und Gaben und damit deine Intuition – was dir entspricht. Somit erkennst die Wirklichkeit im Hier und Jetzt, weil deine Wahrnehmung klar ist – frei von den unbewussten Glaubenssätzen, die uns sonst unbemerkt steuern würden.

Leere im Kopf unterstützt also die Transformation von Glaubenssätzen. Deshalb überreichte uns Meister Hinnerk am letzten Tag eine Kalligrafie mit dem Mantra MU. Es bedeutet „Nichts“ oder „Ohne“. Damit wir uns immer daran erinnern, uns in einem leeren Geist zu üben. Das macht uns immun gegenüber all dem „Schei**“, der manchmal auf uns einprasselt.

Schlüssel zur Ausstrahlung: Wirken statt Kämpfen

Ich betrete einen lichtdurchfluteten warmen Raum, in dem eine ganz besondere Energie wirkt. Und ich spüre, dass die nicht nur von den Sonnenstrahlen her rührt, die durchs Fenster hinein fallen. Sondern auch von Meister Hinnerk, der am Ende des Raumes in Meditationshaltung sitzt. Im Dokusan sitzen sich Meister und Schüler gegenüber, im Vier-Augengespräch zu einer persönlichen konkreten (Lebens)Frage.

Ich bin mit dem Thema innerer Druck ins Dokusan. Insbesondere in meiner Berufung als Coach will ich, dass alles perfekt läuft. Dieser epische Blogartikel (so nennt Blog-Expertin Judith Peters sehr ausführliche Artikel) ist ein super Beispiel dafür. Ich stecke sehr viel Liebe und Kraft in das, was ich tue. Im Alltag passiert es manchmal, dass ich meine Energie an Menschen „verschwende“, die gar nicht darum gebeten haben. Oder es sind Leute, die echte Energieräuber sind. Wo also kein Austausch auf Herzebene statt findet. In mir herrscht unbewusst ein Kampf, der von einer Sehnsucht genährt wird, wie sie viele andere Menschen kennen: Der Wunsch nach Wertschätzung und Respekt. Im Dokusan hatte mich Hinnerk wunderbar gespiegelt:

„Es ist alles in dir, was du suchst. Nutze deine Kraft in erster Linie für dich. Bleibe bei dir, in allem was du tust. Ohne dir und anderen etwas beweisen zu müssen. Gib das Kämpfen auf. Sei du selbst und wirke einfach nur. So entsteht Charisma, deine authentische Ausstrahlung.“

Wenn wir uns selbst 100% wertschätzen, lieben und respektieren, dann hat dieser Kampf ein Ende. Dann brauchen wir keine Bestätigung im Außen, da wir spüren, dass wir vollständig und vollkommen sind. Seit 2017 bin ich auf meiner Reise zu mir selbst und ich durfte schon sehr viel reflektieren, erkennen und heilen. Inzwischen kenne ich meine Bedürfnisse sehr gut und sorge dafür, dass ich sie mir erfülle. Oder ich grenze mich liebevoll von anderen Menschen ab, wenn ich Raum für mich brauche.

Eine geweihte Glocke auf dem Gelände des Zen Kloster.
Mit dieser Glocke wird u.a. das Eintreffen des Zen Meisters eingeläutet. Zum Beispiel zum Teisho – einer Lehrrede.

 

Schlüssel zur Heilung: dein Körper

Am Tag 5 im Zen Kloster kam ein altes schmerzhaftes Thema in mir hoch. Wegweiser dorthin war mein Körper.
Schulter-Nacken-Verspannungen, Knieschmerzen und Rückenschmerzen haben mich beim Zazen – Sitzen in Stille – abwechselnd und in Phasen gequält. Im Alltag gehen wir jedem Schmerz aus dem Weg. Schmerztabletten, Ablenkung, Ausweichsbewegung bzw. -haltung. Denn wir müssen ja durchhalten. Doch das behandelt nur das Symptom, jedoch nicht die Ursache. Negative Emotionen schaffen Enge und diese angestaute Energie muss irgendwann raus. Wenn wir sie nicht befreien, steckt sie im Körper fest. Sie zeigt sich als Schmerz oder sie entlädt sich als Aggression, Wut etc.

Ganz bewusst habe ich vor allem den Druck auf den Schultern wahrgenommen. Über bejahendes Fühlen konnte ich erkennen, welche Emotion darunter liegt: Traurigkeit. Also habe ich in der Meditation – mit Hilfe der Methode der liegenden Acht. wie ich sie in meiner Arbeit anwende – den Ursprung ergründet. Die Erinnerung an ein Erlebnis meiner Kindheit mit meinem Vater und die Erkenntnis über einen in mir schlummernden limitierenden Glaubenssatz, brachen alle Dämme. Endlich konnte ich Emotionen und Tränen fließen lassen. Und im Taiwa – einem Vier-Augen-Coaching mit einem Taiwa-Trainer – konnte ich das Erlebte noch einmal verarbeiten, transformieren und heilen.

Unser Körper ist der Schlüssel zu allem, was geheilt werden darf. Finden wir keinen Ausgleich zu den Spannungen in uns, wird das unbewusst unser Selbstbild, Wohlbefinden, Denken, Erleben und Handeln beeinflussen.

Joachim, der Zendoleiter während des Daishin-Rinzai Sesshin – beendete am 7. Tag die letzte Runde Zen Meditation mit den sehr berührenden Worten:

„Um es zu heilen, musst du es fühlen. Nimm dein Päckchen und wirf es in den Wind.“

Das möchte ich dir hier mitgeben: Mach dich auf deinen Weg, um zu heilen! Du hast es verdient, einfach du selbst zu sein! Suche dir Unterstützung, den oft können wir den Stachel in unserer Wunde selbst nicht erkennen.

Was ich mir aus 7 Tage Zen Meditation im Kloster mitnehme

  • Mich in all meinen Facetten spüren: Leichtigkeit und Schwere, Schmerz und Körperlosigkeit, unbändige Freude und Traurigkeit, Vollkommenheit und Zweifel…
  • Raum und Stille, um zu fühlen, was in mir ist.
  • Momente der Verbundenheit mit den Seminarleitern, der Gruppe und mir selbst. Als wir alle zusammen eine Runde auf der Terrasse unter freiem Himmel meditiert haben.
  • Form, Übung und Versenkung unterstützt mich dabei, Leid zu überwinden sowie Frieden und Erfüllung in mein Leben zu bringen.
  • Es geht nicht ums „schaffen“!

Als ich am letzten Tag mit meinem Liebsten wieder ins Auto stieg und wir durch den Lärm der Straßen fuhren, ist mir eins klar geworden:

Das ist keine Rückkehr ins wirkliche Leben, sondern ich verlasse die Wirklichkeit und lande in einer konstruierten Welt. Eine Welt voller (Glaubens-)Systeme, Meinungen und Regeln, wie du dein Leben führen musst, was du haben, tun, können musst, um sicher, akzeptiert und erfolgreich zu sein. Eine Welt voll Verführungen, Verstrickungen, Anhaftungen…

Meditation ist der Weg, um unser BewusstSEIN zu erwecken und uns zu befreien.

Ich schließe meinen Erfahrungsbericht mit einem Zitat aus dem Tischspruch, der zu jeder Mahlzeit im Kloster vorgelesen wurde:

„Wenn wir selbstlos sind, lebt die Welt in Frieden.“

Das wünsche ich mir: das jeder im Frieden mit sich selbst lebt und so ein wertschätzendes und unterstützendes Miteinander möglich ist.

 

Und jetzt zu Dir!

Deine Gudrun

 


Richte deine Aufmerksamkeit
auf den Erleuchtungsgeist
auf das Höchste in dir
und ganz gleich, wo du stehst und gehst,
durch Vertrauen, Sehnsucht und unermüdliche Ausdauer
beginnt der Weg, der sich vollenden wird.

Denn du bist dieser Herz-Geist,
ohne ihn gäbe es weder dich,
Welt, Sehen noch Gesehenes

aus der Daishin Essenz


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Zen Meditation im Kloster | 7 Tage – 7 Erkenntnisse

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